Silber

Wenn ein Mensch der ägyptisch-chaldäischen Kultur «Silber» gesagt hat, so hat er zunächst nicht dasjenige gemeint, was wir meinen, wenn wir «Silber» sagen. Solch ein Mensch hat innere Fähigkeiten gehabt, und er hat eine gewisse Art der Kraftwirksamkeit gemeint, die sich nicht bloß in einem Stückchen Silber findet, sondern die sich im Grunde über die ganze Erde ausbreitet. Gewisse Arten von Kräften hat er gemeint, die da leben, und die insbesondere stark ihm entgegenströmten vom Monde. Und das hat er im gröbsten materiellen Sinne sensitiv, fein auch in dem Stückchen Silber empfunden. Die heutige Wissenschaft weiß, daß etwas über 2 kg Silber, fein verteilt, enthalten ist in einem Körper aus dem Weltenmeere herausgeschnitten gedacht in Würfelform, der eine englische Seemeile (1,85 Kilometer) lang ist; so daß im gesamten Weltmeere, das die Erde umgibt, 2 Mio Tonnen Silber, fein verteilt, enthalten sind. Diese sind darinnen nicht etwa so enthalten, daß sie sich irgendwie aufgelöst haben oder ähnliches, sondern die gehören dem Weltenmeere an; die gehören zu seiner Natur und Wesenheit. Und das wußte die alte Weisheit; das wußte sie durch die noch vorhandenen feinen sensitiven Kräfte, die vom alten Hellsehen herrührten. Die alte Weisheit wußte, daß in diesem Silber die Kraft liegt, welche bewirkt Ebbe und Flut, weil eine gewisse belebende Kraft dieses ganzen Erdenkörpers in diesem Silber liegt, beziehungsweise identisch ist mit diesem Silber. Ebbe und Flut würden (sonst) gar nicht entstehen; diese eigentümliche (zwölfstündige) Bewegung der Erde, die wird ursprünglich angefacht von dem Silbergehalt. Das hat nichts mit dem Mond zu tun; aber der Mond hat mit derselben Kraft zu tun. Daher treten Ebbe und Flut in gewisser Beziehung mit den Mondenbewegungen auf, weil beide – Mondenbewegung und Ebbe und Flut – von demselben Kräfte-System abhängig sind. Und die liegen im Silbergehalt des Weltenalls. [1]

Konzentriert sich der Mensch auf die besonderen Eigenschaften des Silbers, was lange dauert, bis es wirksam wird, zieht der Mensch diejenigen Kräfte in sich zusammen, die damit zusammenhängen, daß jetzt nicht nur seine Gefäße Flüssigkeiten zirkulieren lassen, Säfte zirkulieren lassen (siehe: Merkurwirkung), sondern daß Wärme durch die Zirkulation des Blutes kreist. Aus der Welt der Sterne heraus sind die Richtungen des Blutkreislaufes. Aber in dem, was im Blute eigentlich als Wärme unser Leben in der richtigen Weise durchpulsiert, wirkt dasjenige, was aus früheren Erdenleben heraus kraftet. So steht das Mysterium des Silbers im Zusammenhange mit den wiederholten Erdenleben. Daher hängt auch das Mysterium des Silbers mit der Fortpflanzung zusammen, mit all jenen Geheimnissen, die sich auf die Fortpflanzung beziehen, aus dem Grunde, weil der Mensch ja durch die Fortpflanzung sein Wesen hinüberleitet zu den früheren Erdenleben. Das Wesen, das in früheren Erdenleben vorhanden war, dringt durch die Fortpflanzung in das physische Leben herein. Aber das ist dasselbe Geheimnis wie das Geheimnis des Blutes. Und das Mysterium des Blutes ist das Mysterium des Silbers. [2]

Das Silber, wie es in der Erde ist, es ist bereits bei einem Zustande angelangt, durch den es in den Menschen nicht hineinkommen kann. Aber die ganze Sphäre, die der Mond einnimmt, ist tatsächlich durchzogen von fein verteiltem Silber. Der Mond wirkt, namentlich wenn sein Schein in der Richtung vom Löwen herkommt, so, daß der Mensch durch diese Silberkraft des Mondes die entgegengesetzte Wirkung hat von der Bleikraft des Saturn. [3] Auf der Erde ist der Kohlenstoff entweder Kohle oder Graphit oder Demant oder Anthrazit – auf dem Monde ist dasjenige Silber. Das war das Geheimnis der alten Mysterien: Kohlenstoff ist auf dem Monde Silber.

Die Intelligenzen des Mondes lernte man allerdings als diejenigen kennen, die einmal in alten Zeiten selber die großen Lehrer der Erdenmenschheit waren, als die Urweisheit auf Erden gelehrt worden ist. Da waren es dieselben Lehrer, die heute, ich möchte sagen, vom Monde herab ihre Kräfte, ihre Impulse wirken lassen. Sie haben sich zurückgezogen in einer bestimmten Zeit von der Erde nach dem Mondendasein, gewissermaßen von der Erde aus eine Kolonie im Monde gegründet mit der Abtrennung des Mondes von der Erde. Also mit dem Kohlenstoff-Silber-Geheimnis, haben diejenigen Intelligenzen zu tun, die sogar einmal auf der Erde waren, und die heute Mondintelligenzen sind. Sehen Sie, in dieser Weise wußte man in älteren Zeiten. [4] (Siehe dazu auch: Urlehrer).

Zitate:

[1]  GA 273, Seite 29f   (Ausgabe 1981, 286 Seiten)
[2]  GA 243, Seite 108f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[3]  GA 232, Seite 154   (Ausgabe 1974, 222 Seiten)
[4]  GA 232, Seite 210f   (Ausgabe 1974, 222 Seiten)

Quellen:

GA 232:  Mysteriengestaltungen (1923)
GA 243:  Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung (1924)
GA 273:  Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust» Band II: Das Faust-Problem. Die romantische und die klassische Walpurgisnacht (1916-1919)