Rachitis

Wir würden schauderhaft rachitisch werden, nicht nur O-Beine haben, sondern solche, die sich elastisch biegen würden, unsere Arme würden quallenförmige Bildungen sein, wenn nicht auf der andern Seite (im Embryonalzustande) zusammenwirken würden mit der Mondenkonstellation diejenigen Planeten, die mehr gegen den Saturn hingerichtet sind, und der Saturn selber nicht zusammenwirken würde mit Jupiter und Mars. Die Sonne bewirkt den rhythmischen Ausgleich zwischen diesen beiden Parteien. [1]

Besteht im Wachstum eine falsche Verbindung zwischen Knochen einerseits und Blut und Muskeln andererseits, so kommt die Rachitis zustande, die ein Verhindern des richtigen Absterbens des Knochens durch die Muskel-Blutnatur ist. [2]

Auf die Kinderkrankheiten wird erst das richtige Licht geworfen, wenn man sie so ansieht, daß der ewige Wesenskern des Menschen, die eigentliche spirituelle Grundlage, sich anzupassen hat demjenigen, was durch die Vererbung gegeben ist. Und insbesondere ist es so, daß wenn der ätherische Leib sich schwer anpaßt dem astralischen Leib und der Ich-Organisation, denen er sich doch anpassen muß, aber sich schwer anpaßt, so sehen wir eine Krankheit entstehen, die gerade davon herrührt, daß der ätherische Leib sich prädominierend geltend macht gegenüber dem herandrängenden Ich und der herandrängenden Astralorganisation. Und dieses prädominierende Geltendmachen des ätherischen Leibes, dieses gewissermaßen sich Entgegenstemmen, das drückt sich aus in der Rachitis. Man kommt darauf, indem man zu dem Physischen das Spirituelle hinzuverfolgt, sich die Frage auf eine besondere Art beantworten zu können: Wie kann ich denn diesem ätherischen Leibe, der sich gewissermaßen stauend entgegenstellt dem astralischen Leibe, wie kann ich dem denn seine entgegenwirkende Kraft nehmen? Was benimmt ihm denn diese Kraft in der normalen Weise, wenn der Mensch aus der geistigen Welt in die physische Welt allmählich herantritt während seiner Embryonalzeit? Da findet man, daß eine besondere Relation besteht zwischen den Kräften, die im Phosphor oder in Phosphorverbindungen vorhanden sind, und denjenigen Kräften, die im Uterus (Gebärmutter) vorhanden sind und im Uterus sich entgegenstellen der Embryonalentwickelung. Wären diese Kräfte im Uterus nicht vorhanden, so würde einfach bei jedem Menschen Rachitis eintreten. Wenn man nun dem Menschen, der rachitisch geworden ist, eine Phosphorbehandlung angedeihen läßt, man die mangelnde Phosphorwirkung des Uterus in der Außenwelt nach der Geburt nachholt.319.241f Der entgegengesetzte Fall (zur Arteriosklerose) tritt ein, wenn die Ich-Organisation nicht auf die notwendige Verminderung desWärmezustandes für das Knochengebiet trifft. Dann werden die Knochen den Organen ähnlich, die eine auflösende Tätigkeit entwickeln. Sie vermögen dann wegen der mangelnden Verhärtung keine Grundlage abzugeben für die Salzeingliederung. Es findet also die letzte Entfaltung der Knochengebilde, die in den Bereich der Ich-Organisation gehört, nicht statt. Die astralische Tätigkeit wird nicht an dem rechten Punkte ihres Weges aufgehalten. Es müssen Neigungen zur Gestalt-Mißbildung auftreten; denn die gesunde Gestaltbildung kann nur im Bereiche der Ich-Organisation erfolgen. [3] Die Ich-Tätigkeit ist eine rein geistige. Im Organismus ist der eigentliche Träger dieser Ich-Tätigkeit im wesentlichen im Blute verankert. Man kann gewissermaßen dasjenige, was im Leibe der Träger der Ich-Tätigkeit ist, aus dieser Ich-Tätigkeit heraussondern, so daß im Leibe für sich diese Ich-Tätigkeit wie in einem Abbilde vollführt würde. Die Folge würde dann sein, daß gerade unter der Einwirkung der Phosphorkräfte die Blutstätigkeit ihr gewöhnliches Maß überwiegen würde, namentlich im Knochentrakte, und im Knochentrakte gewissermaßen eine Art Hyperämie (Blutüberfüllung) eintreten würde. Durch diese Hyperämie würde dann dasjenige, was nun solch einer übertriebenen Blutgefäßtätigkeit vom Knochenknorpel benachbart ist, wuchern, und es würde dem Verkalkungsprozeß der Knochen entgegengewirkt werden. [4]

Zitate:

[1]  GA 316, Seite 177   (Ausgabe 1980, 246 Seiten)
[2]  GA 293, Seite 56   (Ausgabe 1980, 216 Seiten)
[3]  GA 27, Seite 68f   (Ausgabe 1984, 142 Seiten)
[4]  GA 314, Seite 56ff   (Ausgabe 1975, 328 Seiten)

Quellen:

GA 27:  Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. Von Dr. Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman (1925)
GA 293:  Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik (1919)
GA 314:  Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene (1920/1924)
GA 316:  Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heilkunst (1924)