Opfer und Resignation von Wesenheiten der Hierarchien

Wir sind nur dadurch umgeben von einer Welt, wie wir sie haben, daß sich gewisse Wesenheiten opfern, bevor sie zu ihrem Ziele gelangen. Wenn wir den Weg der sich opfernden verfolgen, so finden wir sie in den anderen Wesen, die übergeordnet sind, in den Wesen, die diese Opfer brauchen, damit sie da sein können. Da haben wir sozusagen an einer Ecke erfaßt den Sinn auch des scheinbar so rätselvollen Daseins, das entstehen und auch in die Vernichtung hinuntersinken kann. [1]

Es gibt etwas innerhalb der biblischen Religion, wodurch sich der Mensch aneignen kann den Begriff des Opfers und der Resignation, des Zurückweisens des Opfers. Das ist die Erzählung von dem opfernden Abraham, der seinen eigenen Sohn dem Gotte darbringen soll, und von dem Verzicht dieses Gottes auf das Opfer des Patriarchen. Nehmen wir an, das Opfer des Abraham wäre angenommen und Isaak geopfert worden. Da von ihm das ganze althebräische Volk abstammt, so hätte der Gott durch die Annahme des Opfers dieses ganze Volk von der Erde genommen. Alles, was von Abraham abstammte, schenkte der Gott durch den Verzicht einer Sphäre, die außerhalb seiner ist, entzog es damit seinem Wirkungskreise. Hätte er das Opfer angenommen, so hätte er damit die ganze Sphäre, die sich innerhalb des althebräischen Volkes abspielte, in sich aufgenommen, denn der geopferte Isaak wäre dann bei Gott gewesen. So aber hat er darauf verzichtet und damit diese ganze Evolutionslinie der Erde überlassen. – Alle Begriffe der Resignation, des Opfers, können uns aufgehen bei dem bedeutungsvollen Bilde der Opferung des alten Patriarchen. Aber noch an einer anderen Stelle unserer irdischen Geschichte können wir dieses Resignieren höherer Wesenheiten finden. Der Christus resigniert auf das, was geschehen würde, wenn er nicht den Judas als seinen Gegner auftreten lassen würde, wie Götter einst während der Sonnenzeit selber durch Resignation ihre Gegner hervorgerufen haben. [2] (Siehe auch: Böse - Entstehung und Streit am Himmel).

Zitate:

[1]  GA 155, Seite 40   (Ausgabe 1982, 252 Seiten)
[2]  GA 132, Seite 54f   (Ausgabe 1979, 102 Seiten)

Quellen:

GA 132:  Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen (1911)
GA 155:  Christus und die menschliche Seele. Über den Sinn des Lebens. Theosophische Moral. Anthroposophie und Christentum (1912/1914)