Niflheim und Muspelheim

Man kann auch überall im Norden die Spuren dessen nachweisen, was drüben in Asien zum Ausdruck gekommen ist. Zum Beispiel sind Muspelheim und Niflheim ein Gegenstück zu Ormuzd (Ahura Mazdao) und Ahriman. [1] Der germanisch-nordische Mensch vermochte zu sehen, wie aus dem Makrokosmos der einzelne Mensch herausgebaut wird, wie er im Makrokosmos ruht. Er suchte sich im Makrokosmos diejenigen Vorgänge auf, die sich mikrokosmisch so abspielen, daß von dem menschlichen Norden aus, aus dem kühlen Geistgebiet, die menschlichen Gedanken gewoben werden, und daß von dort aus die menschliche Leiblichkeit mit den 12 Gehirnnerven des Kopfes versorgt wird. Diesen Vorgang, der mikrokosmisch zu den 12 Gehirnnerven geworden ist, sieht er. Er sieht den webenden Geist in dem, was er «Nebelheim» oder «Niflheim» nennt; er sieht die 12 Ströme, die sich zusammenziehen und materiell werden in den 12 Gehirnnerven des Menschen; er sieht, wie entgegenwirkt dem, was von oben herunterkommt, dasjenige, was aus dem Herzen, aus dem menschlichen Süden kommt; er sucht es im Makrokosmos draußen und versteht es, wenn es ihm als «Muspelheim» genannt wird. [2]

Die 12 Ströme sind nicht im physisch-materiellen Sinne gemeint, sondern sie sind das, was, hellseherisch geschaut, als ein gewisser Abglanz vom Makrokosmos hereinfließt in den menschlichen Mikrokosmos. Und da muß ja allerdings betont werden, daß diese Strömungen heute im Grunde genommen als astralische Ströme zu sehen sind, während sie in den atlantischen Zeiten, die unmittelbar auf Lemurien folgten, und in Lemurien selbst als ätherische Strömungen gesehen werden konnten. Daher muß ein der Erde verwandter Planet, der nur in einem früheren Stadium der Entwickelung ist, so etwas ähnliches zeigen. Dem, was man als Marskanäle beschreibt, liegt in Wahrheit das zugrunde, die Strömungen, die von Niflheim nach Muspelheim flossen. [3]

Zitate:

[1]  GA 93a, Seite 256   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[2]  GA 121, Seite 148   (Ausgabe 1982, 214 Seiten)
[3]  GA 126, Seite 94   (Ausgabe 1956, 120 Seiten)

Quellen:

GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 121:  Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie (1910)
GA 126:  Okkulte Geschichte. Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge von Persönlichkeiten und Ereignissen der Weltgeschichte (1910/1911)