Nietzsche

Nietzsche liest Schopenhauers Schriften. Eine reale Beziehung findet statt von Schopenhauers Seele ausgehend in der geistigen Welt in die Seele Nietzsches hinein. Jeden Satz bei Schopenhauer liest Nietzsche so, daß dieser Impuls aus der geistigen Welt in ihn hineindringt. Denn Schopenhauer kommt l860 hinauf in die geistige Welt, als der Kampf (gegen die Geister der Finsternis) oben noch wütet. Schopenhauer will unter dem Einfluß dieses Kampfes nicht so sehr seine Schriften als seine Gedanken fortwirkend machen, die Impulse bildet er in Nietzsches Seele hinein, seine Gedanken fortzusetzen. Das, was da aus der geistigen Welt in Nietzsches Seele hineingeht, kontrastiert mit dem, was auf dem physischen Plane im persönlichen Umgange mit Richard Wagner geschieht. Jetzt rückt das Jahr 1879 heran. Der Kampf, der sich in den geistigen Reichen abgespielt hat, beginnt unten sich abzuspielen, nachdem die Geister der Finsternis gestürzt sind. 1883 geht Wagner hinauf in die geistige Welt. Nietzsche ist durch dieses sein ganzes Karma, in das ich jetzt einbezogen habe sein konkretes Verhältnis zur geistigen Welt, einer gewissen Gefahr ausgesetzt, daß ihn die Geister der Finsternis in ganz besonders schlimme Pfade hineinbringen. Schopenhauer hatte, ich möchte sagen, einen transzendent-egoistischen Grund. Als Seele steht er in der geistigen Welt drinnen, inspiriert Nietzsche, so daß der seine Gedanken fortsetzt. Das ist ein post mortem dauernder egoistischer Grund, das Egoistische muß ja nicht immer böse sein. Aber als Wagner hinaufkommt in die geistige Welt, da sind die Geister der Finsternis schon herunter. (So) kommt er gewissermaßen in eine ganz andere Atmosphäre hinauf. Er wird – da muß man Dinge aussprechen, die ja paradox sind, aber die doch eben wahr sind –, er wird in einer unegoistischen Weise der Lenker Nietzsches von der geistigen Welt aus. Er läßt nicht seine Gedanken fortsetzen, sondern er läßt Nietzsche in dem Fahrwasser spielen, das für Nietzsche gerade angemessen ist, indem er Nietzsche die Wohltat zukommen läßt, im richtigen Momente geistig umnachtet zu werden; er läßt ihn davor bewahrt sein, in seinem Bewußtsein in gefahrvolle Regionen hineinzukommen. [1]

Die wenigsten Menschen wissen zum Beispiel, daß das Geheimnis des Nietzscheschen Zarathustra-Stiles darauf beruht, daß er gewisse Stoffe, Gifte zu sich genommen hat, und diese Gifte in ihm den eigentümlichen Rhythmus, den eigentümlichen Stil des «Zarathustra» hervorgebracht haben. In Nietzsche dachte ja eine ganz bestimmte Stofflichkeit. Das ist natürlich etwas Krankhaftes, wenn es auch in gewisser Beziehung wieder etwas Großartiges ist. [2] (Nietzsche war medikamentensüchtig).

Es kann auch während des Lebens eine Art geistigen Todes vorkommen, der durch die verfrühte Trennung von Geist und Körper verursacht wird, wenn Astralplan und physischer Plan durcheinander geraten. Nietzsche ist ein Beispiel dafür. In seiner Schrift «Jenseits von Gut und Böse» hat Nietzsche, ohne es zu wissen, den Astralplan auf den physischen Plan heruntergeholt. Daraus entstand eine Verwirrung und Umkehrung aller Begriffe und in der Folge Irrtum, Wahnsinn und Tod. [3]

Nietzsche war als Menschenwesen der eine Punkt, wo die Natur ihr offenbares Geheimnis enthüllt, wo sich einem verraten konnte, was über die ganze Menschheit hin heute ein Streben ist, was wir wollen müssen, wenn nicht all die Menschen, die der Bildung entgegenstreben, die in die moderne Wissenschaft hineinstreben – und das wird nach und nach die ganze zivilisierte Menschheit tun, denn das Wissen muß populär werden –, wenn die Menschen nicht ihr Ich verlieren sollen und Zivilisation in Barbarei übergehen soll. Nietzsche wollte hineinschauen in die Welt, die da wird durch Inspiration. Es drang nichts aus dieser Welt ihm entgegen. Und dasjenige, was hinein wollte in diese Welt, was nach der Inspiration verlangte, es löschte sich zuletzt aus, es erfüllte als ein inhaltsloses Seelisch-Geistiges noch jahrelang den Organismus. [4]

Nach dem Sturz Babylons (siehe: Apokalypse) werden Menschen auf Erden sein, die werden wie herumwandelnde Dämonen sein, in denen werden die ahrimanischen Mächte unmittelbar handeln. Für alle diese Dinge sind heute schon genügend Vorbedingungen da. Ich möchte sagen, keimhaft ist das alles schon vorhanden. Hat sich doch der furchtbare Fall ereignet, daß sich Ahriman durch einen Menschen – wenn auch nicht im ganzen Menschen, aber doch durch die temporäre Schwäche eines Menschen (in diesem Falle durch Medikamentensucht) – bereits als Schriftsteller unter uns zeigen konnte. Nietzsche war ein glänzender, großartiger Schriftsteller, aber in den Zeiten, in denen er den «Antichrist» und «Ecce homo» geschrieben hat, war nicht die Nietzsche-Individualität in ihm. Ich kenne diese Nietzsche-Individualität, ich habe sie sogar beschrieben in meinem «Lebensgang»; aber da ist Ahriman direkt Schriftsteller geworden, und Ahriman ist ein viel glänzenderer Schriftsteller als die Menschen. [5] (Siehe auch für die denkerische Entwicklung unter: Weltanschauung; karmische Reihen).

Zitate:

[1]  GA 178, Seite 164f   (Ausgabe 1980, 248 Seiten)
[2]  GA 211, Seite 135   (Ausgabe 1986, 223 Seiten)
[3]  GA 94, Seite 64   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[4]  GA 322, Seite 72f   (Ausgabe 1969, 140 Seiten)
[5]  GA 346, Seite 160   (Ausgabe 1995, 343 Seiten)

Quellen:

GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 178:  Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen (1917)
GA 211:  Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Exoterisches und esoterisches Christentum (1922)
GA 322:  Grenzen der Naturerkenntnis (1920)
GA 346:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken (1924)