Mysterien des Vaters

In der Gegenwart will jeder sein eigener Herr sein: der Egoismus, die Selbstsucht, ist auf die Spitze getrieben. Es kommt die Zeit, da überhaupt keine andere Autorität anerkannt werden wird als diejenige, welche die Menschen freiwillig anerkennen, deren Macht auf dem freien Vertrauen basiert. Jene Mysterien, die auf der Macht des Geistes aufgebaut waren, nennt man die Mysterien des Geistes. Diejenigen, die in der Zukunft aufgebaut sein werden auf der Grundlage des Vertrauens, auf der Macht des Vertrauens, nennt man die Mysterien des Vaters. Mit denen schließen wir unsere Kultur ab. Dieser neue Impuls der Macht des Vertrauens muß kommen, sonst gehen wir einer Zersplitterung entgegen, einem allgemeinen Ich- und Egoismuskultus. In den Zeiten der Mysterien des Geistes, die auf der allerdings berechtigten Macht, Autorität und Gewalt des Geistes gebaut waren, gab es einzelne große Weise. Sie waren im Besitz der Weisheit, und nur, wer die harten Proben durchmachte, konnte durch sie eingeweiht werden. Nun gehen wir in der Zukunft den Mysterien des Vaters entgegen und müssen immer mehr darauf hinarbeiten, daß jeder einzelne weise wird. Die wirkliche Weisheit ist eine einzige, welche die Menschen wieder zusammenbringt bei größtmöglicher Freiheit. Werden einst die Vater-Mysterien erfüllt sein, das heißt wird die Buddhi-Entwickelung in jedem einzelnen Menschen vollendet sein, dann wird jeder seine tiefste Wesenheit Atma, den Geistesmenschen, in sich selbst finden. [1]

Zitate:

[1]  GA 97, Seite 129f   (Ausgabe 1981, 340 Seiten)

Quellen:

GA 97:  Das christliche Mysterium (1906/1907)