Monotheismus

Der Monotheismus ist entsprungen der Offenbarung der ätherischen Welt an die Erdenmenschheit. [1] Ebenso wie die niedrigen Elemente, Erde, Wasser, Luft, so sind auch die höheren Elemente, die ätherischen Elemente, Licht, der chemische Äther, der Lebensäther, gewissermaßen bewohnt von elementarischen Wesenheiten. Nur unterscheiden sich diese elementarischen Wesenheiten sehr stark von den Elementarwesenheiten der niederen Elemente. Die Wesenheiten des Lichtes, aber namentlich die Wesenheiten des Lebens, die streben eben nicht nach der Vielheit. Am stärksten streben nach der Vielheit die Wesenheiten des erdigen Elementes. Die Wesenheiten der ätherischen Elemente, die streben nach der Einheit. Man kann sie gar nicht eigentlich so richtig voneinander unterscheiden. Die Individualitäten sind da nicht ausgeprägt. Diese Wesenheiten streben das eine in das andere hinein sich zu verbinden. Eine ältere Einweihungskraft eben gewisser Eingeweihter oder Initiierter, von denen dann die tieferen Lehren des Alten Testamentes herrühren, die hat die Erkenntnis vorzugsweise nach diesem ätherischen Elemente hingewendet. Und nach diesem Zusammenstreben des ätherischen Elementes in das eine bildete sich der Eindruck, der dann im Monotheismus, in dem strengen Monotheismus des Judentums sich auslebt. Diese Jahve-Religion ist ja zunächst vorzugsweise durch die geistige Anschauung der Ätherregion entstanden. [2]

Einen ähnlichen Ursprung wie die Dreifaltigkeit des Göttlichen (in dem Erlebnis des dreigeteilten Raumes) hat auch die Einheit des Göttlichen. Die hängt zusammen mit dem lebendigen Erleben der Zeit. Auch die Zeit ist ja nicht als jenes Abstraktum von den alten Menschen empfunden worden, als welche wir sie heute empfinden; nur ging das konkrete Erleben der Zeit noch früher verloren als das konkrete Erleben des Raumes. So ganz und gar lebendig war es in der urpersischen Zeit. Wiederum war in der Gnosis ein mehr schattenhaftes Gefühl vorhanden – aber kaum, daß es noch zu erkennen ist – von dem Lebendigen der Zeit, indem man nicht davon sprach, daß da so eine Linie von der Vergangenheit in die Zukunft verläuft, sondern indem man von Äonen sprach, von den Schöpfern, die früher da waren und aus denen die späteren hervorgegangen sind, wo ein Äon an den anderen immer die Impulse der Schöpfung übergeben hat. Gewissermaßen war die Zeit in der Imagination so vorgestellt, daß in der Hierarchienfolge, das vorhergehende Wesen immer an das nächstfolgende die Impulse abgab, und das nächstfolgende war gewissermaßen immer hervorgebracht von dem vorhergehenden, das vorhergehende war das nächstfolgende umfassend. «Später» erlebte man als ungöttlicher, «früher» erlebte man als göttlicher. Aber in diesem Bilde der Zeit, zurückblickend und immer Umfassenderes umfassend, bis zum «Alten der Tage», in dieser Imagination empfand man das Abbild des Einheitsgottes. So wie der dreigeteilte Raum, der dreifaltige Raum als das Abbild erlebt worden ist der Dreifaltigkeit des Gottes, so wurde die Zeit empfunden als das Abbild der Einheitlichkeit des Gottes. [3]

Zitate:

[1]  GA 211, Seite 207   (Ausgabe 1986, 223 Seiten)
[2]  GA 212, Seite 154   (Ausgabe 1978, 178 Seiten)
[3]  GA 184, Seite 153f   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)

Quellen:

GA 184:  Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit (1918)
GA 211:  Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung. Exoterisches und esoterisches Christentum (1922)
GA 212:  Menschliches Seelenleben und Geistesstreben im Zusammenhange mit Welt- und Erdentwickelung (1922)